Gute Bedingungen: So gestalten Sie übersetzungsfreundliche Conditions in MadCap Flare

2021-05-MadCap-uebersetzungsfreundliche-Conditions

MadCap Flare bietet Autoren viele Möglichkeiten bei der Erstellung von Texten. Eine davon sind Conditions. Wir geben 6 Tipps, wie Sie Conditions so erstellen, dass sie sich gut für die spätere Übersetzung eignen – damit Sie unnötige Kosten und falsche Übersetzungen vermeiden.

Eine wesentliche Funktion von MadCap Flare als Single-Source-Software sind Conditions, also Bedingungen. Damit lassen sich Inhalte inkludieren oder ausschließen, also können Sie zum Beispiel festlegen, welcher Text in welchem Ausgabeformat/Dokument zu lesen sein soll. Information A kann also in Handbuch 1 stehen, Information B hingegen in Handbuch 2. Conditions sind eine wirklich nützliche Funktion, mit der sich vieles machen lässt. Genau das kann aber zu Schwierigkeiten im Übersetzungsprozess führen – nämlich dann, wenn die Conditions so gestaltet sind, dass sie in der Übersetzung nicht „funktionieren“ oder gewisse Grundregeln bei der Verwendung nicht beachtet werden. Dies kann zu unnötigen Kosten und falschen Übersetzungen führen.

Conditions im Übersetzungsprozess

Für die Ausgangssprache sind Conditions in der Regel kein Problem. Hier achtet der muttersprachliche Ersteller der Dokumentation darauf, dass die Sätze in jeder Variante Sinn ergeben – auch dann, wenn ein Satz mehrere Conditions enthält. Was in der Praxis bei der Erstellung von Conditions aber häufig nicht bedacht wird, ist die Übersetzung. Vielfach sind Sätze dermaßen „überkonditioniert“, dass die Texte in der Fremdsprache schlimmstenfalls trotz aller Bemühungen des Übersetzers, nicht in allen Varianten Sinn ergeben könnten. Ein Satz muss mit und ohne dem Text der Condition(s) sinnvoll sein, was bei gewissen Sprachen aufgrund der veränderten Satzstellung oftmals die Grenzen des Möglichen auslotet.

Herausforderung Englisch als Ausgangssprache

Um diese Problematik zu veranschaulichen, ist Englisch ein gutes Beispiel: Englisch ist von seiner Grammatik her vergleichsweise simpel. So muss etwa für die Mehrzahl meist nur ein „s“ hinzugefügt werden. Mithilfe von Conditions lässt sich das leicht realisieren und für den Ausgangstext passt das wunderbar. Problematisch wird’s in der Übersetzung, wenn der Text in Sprachen mit komplexerer Grammatik übersetzt werden soll man denke etwa an Russisch. Hier muss der Satz vermutlich an mehreren Stellen geändert werden, es kann sich aufgrund der verschiedenen Fälle sogar der ganze Satz ändern. Und schon ist es passiert, dass die Satzteile nicht mehr zusammenpassen und nicht mehr jede Variante „funktioniert“. Daher empfiehlt es sich, den Satz so zu gestalten, dass man ihn als Einheit übersetzen kann. Kurz gesagt gilt also:

 

Tipp 1: Auf Überkonditionierungen verzichten pro Satz nur eine Condition! Sätze gegebenenfalls mit einer anderen Condition wiederholen.

Weniger ist mehr, einfach ist besser

Je mehr Conditions ein Satz enthält, desto schwieriger ist er zu übersetzen und desto leichter kann es zu Fehlern und holprig klingenden Übersetzungen kommen. Übersetzer, die im Umgang mit der Übersetzung von Flare-Projekten geübt sind, wissen über diese Problematik Bescheid und versuchen zwar oft mit großer Kreativität beim Formulieren eine Lösung zu finden, damit der Satz dennoch sinnvoll ist. Doch es gibt Conditions, die selbst der beste Übersetzer nicht übersetzen kann, besonders, wenn diese vielleicht auch noch mit Variablen kombiniert sind. Ein gutes Übersetzungsbüro wird Ihnen darüber Rückmeldung gegeben und die Überarbeitung von besonders schwierigen Sätzen empfehlen. Im Idealfall wird in einem gemeinsamen Gespräch die beste Lösung gesucht. Generell ist es sinnvoll, Conditions so einfach wie möglich zu gestalten und sie nicht auf einzelne Buchstaben zu legen. Vor allem, wenn Übersetzungsbüro und Übersetzer sich nicht gut mit den Besonderheiten von MadCap Flare auskennen, können Conditions sehr leicht zu Fehlübersetzungen führen. Daher:

 

Tipp 2: Keine Conditions auf einzelne Buchstaben legen!

Die Sache hat einen Haken 

Bevor ein Projekt an das Übersetzungsbüro geschickt wird, sollte der Ersteller noch einmal prüfen, ob alle Conditions richtig gesetzt sind. Daraus ergibt sich Tipp 3:

 

Tipp 3: Conditions im ausgangssprachlichen Target überprüfen!

Nur allzu schnell passiert es, dass eine Condition erstellt, aber auf die zugehörigen Einstellungen im Target dann vergessen wird. Im Release-Stress steht das Ausblenden von Conditions meist weit unten auf der Prioritätenliste. Es wird erst kurz vor der Veröffentlichung vorgenommen. Wenn das Flare-Projekt dann so an das Übersetzungsbüro geschickt wird, kann das unter Umständen zu einer viel höheren Wortanzahl beim Übersetzen führen, als nötig. Wenn Ihnen die zu übersetzende Wortmenge einmal „verdächtig hoch“ erscheint, sind oft solche nicht gesetzten Häkchen zum Exkludieren von Inhalten die Ursache. 

Apropos Häkchen: Man kann bei jedem Target auswählen, welche Conditions man benötigt, und diese entsprechend in den Ausgabedateien inkludieren oder exkludieren. Es reicht hingegen nicht, keine Auswahl zu treffen und das Häkchen nicht zu setzen. Es gilt also Tipp 4:

 

Tipp 4: „Include“- und „Exclude“-Häkchen verwenden!

Ist bei einer Condition das Häkchen bei „include“ gesetzt, so kommt diese Condition zur Übersetzung. Ist hingegen das Häkchen nicht gesetzt, gelangt die Condition ebenfalls zur Übersetzung, wenn sie im zu übersetzenden Target irgendwo mit einem Topic verlinkt ist. Das ist auf den ersten Blick manchmal gar nicht ersichtlich, gerade bei umfangreichen Online-Hilfen. Um unliebsame Überraschungen bei der Wortanzahl zu vermeiden, sollte also das Häkchen bei „exclude“ immer gesetzt sein, wenn eine Condition in einem Target nicht gebraucht wird.

Übersetzungskosten sparen durch richtige Text-Erstellung

Weiters gibt es noch zwei Tipps, die helfen, unnötige Übersetzungskosten zu vermeiden:

 

Tipp 5: Interne Kommentare in Conditions vermeiden!

Interne Kommentare sind weit verbreitet. Doch sollte man sich gut überlegen, diese mithilfe von Conditions in den Fließtext einzubauen. Wenn vergessen wird, die jeweiligen Conditions auszublenden, ist die Gefahr hoch, dass die internen Kommentare bei der Übersetzung und vielleicht sogar im fertigen Handbuch landen. Ganz nebenbei entstehen so auch unnötige Kosten. Hier empfiehlt es sich, besser die Annotations-Funktion von Flare zu verwenden. Dann bietet sich auch die Möglichkeit, über die Analyse nach Topics zu suchen, die Kommentare enthalten. 

Und zu guter Letzt:

 

Tipp 6: Produktnamen nicht zwingend in Conditions geben!

Je nachdem, was Sie erzielen möchten, müssen Produktnamen nicht unbedingt in Conditions gepackt werden. Um unterschiedliche Produktnamen in den Targets zu verwenden, eignen sich auch Variablen mit verschiedenen Definitionen. So kann in Handbuch A die Variante mit Definition 1 herangezogen werden und für Handbuch B die Variante mit Definition 2. Diese Vorgehensweise bietet auch kostentechnische Vorteile, da bei Änderungen von Produktnamen nur der Name in den Variablensets angepasst werden muss. Somit wird auch der neue Produktname nur einmal im Variablenset übersetzt und nicht hunderte Male im Fließtext.

 

 

Titelbild: © Adobe Stock

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